Hochbegabte im Alltag

Hochbegabte Underachiever im Alltag – 37-Grad-Reportage über Hochbegabung und Underachievement

Hochbegabte Underachiever im Alltag – 37-Grad-Reportage über Hochbegabung und Underachievement.

„Schlauer als der Rest – Hochbegabte Underachiever im Alltag“ ist der Titel der 37-Grad-Reportage über Hochbegabung und Underachievement. Diese wurde am 05.07.2022 um 22.15 Uhr im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) ausgestrahlt. Die Reportage über Hochbegabung und Underachievement ist in der Mediathek noch verfügbar. Im Alltag stehen hochbegabte Underachiever oft vor besonderen Herausforderungen. Dazu gehören z. B. Perfektionismus, Anderssein, Langeweile, Unterforderung, Nonkonformität, mangelndes Verständnis, Vorurteile und ein Hochstaplergefühl. Auf die Stärken der Hochbegabung wird in diesem TV-Beitrag nur wenig eingegangen. Dazu gehören z. B. schnelles Lernen, reichhaltiges Innenleben, Freude am Problemlösen, Kreativität, Genuss von Kunst, Ästehetik und Musik, vielseitige Interessen oder Lust auf persönliche Weiterentwicklung. Dadurch kann der Eindruck erweckt werden, Hochbegabung sei per se problematisch oder „skurril“.

Höchstbegabte Underachiever:

Der Beitrag berichtet über insgesamt vier sehr verschiedene Hochbegabte, die ihren Alltag meistern. Die beiden höchstbegabten männlichen Hauptprotagonisten (IQ über 145) stehen stellvertretend für sogenannte „Underachiever“ (frei übersetzt „schulische Minderleister“). Aufgrund unzureichender Förderung und Unterforderung seit der Kindheit und Schulzeit haben hochbegabte Underachiever bis ins Erwachsenenalter hinein selten gelernt, zu lernen. Alles ist ihnen in der ersten Zeit ohne nennenswerten Aufwand zugefallen. Dadurch haben sie selten gelernt, sich anzustrengen, um ein Ziel zu erreichen. Sie haben häufig Schwierigkeiten, Autoritäten oder Hierarchien anzuerkennen. Schnell erkennen hochbegabte Underachiever die intellektuellen Grenzen von „Blendern“ und „vorgesetzten Vorgesetzten“. Sie wollen sich von ihnen nichts sagen lassen. Dadurch fehlt hochbegabten Underachievern oft die für beruflichen Erfolg nötige „Geschmeidigkeit“. Viele verharren bis ins Erwachsenenalter in einer Trotzhaltung. Sie lehnen akademische Laufbahnen und gesellschaftskonformes Verhalten ab. Oder sie bleiben aus eigener Überzeugung heraus in Berufsfeldern, die deutlich unterhalb ihrer tatsächlichen intellektuellen Möglichkeiten liegen. Schade, dass in der Reportage kein Raum geblieben ist, fachlich auf den Umstand des Underachievements hinzuweisen.

Hochbegabte Frauen in akademischen Laufbahnen:

Die weibliche hochbegabte Protagonistin steht stellvertretend für die besonderen Herausforderungen hochbegabter Frauen in akademischen Laufbahnen. Viele hochbegabte Frauen kämpfen auf ihrem Weg zur Promotion immer wieder darum, von ihren Doktorvätern oder Doktormüttern respektiert und ernst genommen zu werden. Zwar findet man in akademischen Kontexten relativ viele intellektuell Hochbegabte, jedoch unterliegen auch die Universitäten den Bedingungen marktwirtschaftlicher Gegebenheiten. Dazu gehören Konkurrenzdenken, Neid, Publikationsdruck, Intrigen und bei Frauen noch immer die „gläserne Decke“ nach oben. Sehr konstruktiv ist es für Forschungsprojekte, wenn das Potenzial der hochbegabten Frau erkannt wird und diese ihre Forschungsarbeit ungehindert machen kann.

Hochbegabte Kinder:

Das hochbegabte Mädchen steht stellvertretend für die Sinnhaftigkeit der frühen Hochbegabungsdiagnostik bei Kindern. Zwar wird in der Reportage nur am Rande auf das hochbegabte Mädchen eingegangen. Jedoch wird deutlich, dass das frühe Erkennen einer intellektuellen Hochbegabung wichtig ist, um Kinder entsprechend fördern zu können.

Die Realität hochbegabter Underachiever:

Die Reportage zeigt sehr klar die Realität vieler hochbegabter Underachiever auf. Sie zeigt, welchen Herausforderungen diese immer wieder zu bewältigen haben. Weiterhin wird deutlich, welche Missverständnisse im alltäglichen Umgang mit hochbegabten Underachievern entstehen.

Hochbegabung führt nicht automatisch zu Hochleistung:

37 Grad begleitet vier Hochbegabte, die im Alltag oft mit ihren besonderen Fähigkeiten hadern. Diese Hochbegabten verzweifeln im Umgang mit ihrer Realität häufig aufgrund des Unverständnisses oder der Ignoranz ihres Umfeldes. Die Sendung zeigt auf, dass Hochbegabung nicht automatisch zu Hochleistung führt. Im Gegenteil. Die Protagonisten zeigen klar auf, wo die Stolperfallen liegen und wie jeder seine eigenen Strategien entwickeln muss, mit Hochbegabung umzugehen.

Zusammenfassung:

Wie so oft im Fernsehen bleiben viele fachliche Inputs und Details auf der Strecke. Auch diese Reportage hat nur einen kleinen Blickwinkel des Phänomens Hochbegabung beleuchtet. Der Fokus liegt auf dem Underachievement, ohne diesen Umstand jedoch als solchen zu benennen. Hochbegabung bringt viele Stärken und schöne Seiten mit sich, auch wenn dieser Beitrag primär auf die Schwierigkeiten der Hochbegabung eingegangen ist. Sicher haben auch einige bisher unerkannte Hochbegabte den Beitrag gesehen. Vielleicht können sich nur wenige mit den beiden Hauptprotagonisten identifizieren und sagen sich: „Nein, so schräg bin ich nicht. Also kann ich nicht hochbegabt sein.“ Oder: „Aber ich habe in der Schule nicht versagt, sondern bin relativ einfach durchgekommen. Ich kann nicht hochbegabt sein.“ Wenn Sie sich selbst mit dem Thema Hochbegabung beschäftigen und vielleicht in Teilen in den Geschichten wiederfinden, so kann ich Sie nur ermutigen: Lesen Sie ruhig mal ein wirklich gutes Buch dazu, z. B. „Hochbegabung und Hochsensibilität“. Auch lade ich Sie dazu ein, den kostenlosen Selbsttest „Bin ich hochbegabt?“ bei Clever People zu machen. Hochbegabung ist mehr als „nur“ ein hoher IQ. Das hohe Potenzial per se ist auch nicht problembehaftet. Hochbegabung ist ein Lebensgefühl und äußert sich in verschiedensten Facetten. Es ist immer gut zu wissen, woran man ist!

4 Kommentare zu „Hochbegabte Underachiever im Alltag – 37-Grad-Reportage über Hochbegabung und Underachievement“

  1. Ich war bisher eine Underachieverin, die sich jedoch dank meiner Hochbegabung in den Sprachen noch in die Kantonsschule mogelte.

    Die Diskrepanz in meinen Leistungen im Test lässt sich mit einem bisher versteckten ADS-Profil erklären. Ich wurde erst mit 21 diagnostiziert. Von meinem Psychiater wurde ich sogar belächelt als ich um eine ADHS-Abklärung bat. »Sie können kein ADHS haben, sie sind an der Kantonsschule«.

    Meine Theorien haben sich bestätigt und nun bin ich auf einem spannenden Weg der Selbstentdeckung.

    Ich wurde fälschlicherweise mit einer Dyskalkulie diagnostiziert, da meine Leistungen in den mathematischen Fächern ungenügend waren. Dies kann man jedoch auf die prekären Umstände in meiner Kindheit zurückführen, die mir das lernen erschwerten. Die Hochbegabung in den Sprachen kompensierte dies. Ich ‚konnte‘ es einfach.

    Nun möchte ich unbedingt mein ganzes Potenzial ausschöpfen. Viele raten mir ein Studium in den Bereichen Sprache und Kultur. Sie verstehen jedoch nicht, dass ich daran keinen Spass mehr habe. Es ist für mich langweilig. Ich möchte etwas lernen und nicht immer den ‚einfachsten‘ Weg nehmen.

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