Vorurteile beim Umgang mit Hochbegabung – immer wieder gerne!

Vorurteile beim Umgang mit Hochbegabung gibt es schon seit Jahren. In meiner Privatpraxis für Hochbegabung arbeitete ich fast 20 Jahre sehr erfolgreich mit Hochbegabten. Dazu gehörten schnelldenkende Kindern und Jugendliche und hochbegabte Erwachsene in unterschiedlichsten beruflichen Positionen. Unter Vorurteilen beim Umgang mit Hochbegabung leiden sowohl Spezialisten, Selbständige, Führungskräfte oder Manager. Schon damals haben mich die Vorurteile und Tabus beim Umgang mit Hochbegabung immer wieder erstaunt. An diesen Vorurteilen beim Umgang mit Hochbegabung hat sich bis 2023 leider noch nicht viel geändert.

Vielleicht kennen Sie noch den Film „Life of Brian“. Dort gibt es eine Szene, in der jemand gesteinigt wird. Er hatte „Jehovah“ gesagt. Erinnern Sie sich?

Manchmal ist es heute noch so, wenn jemand von „Hochbegabung“ spricht. Er wird zwar nicht mehr direkt gesteinigt. Jedoch reagieren andere Menschen oft mit Unverständnis für Hochbegabung bis hin zum Abwerten und für „arrogant und überheblich“ erklären.

Wie schade sind diese Vorurteile beim Umgang mit Hochbegabung für unsere geistigen Ressourcen in diesem Land!

Was ist überhaupt Hochbegabung?

Hohe Intelligenz und Hochbegabung sind nüchtern betrachtet hohe Ausprägungen der Fähigkeit, komplexe Probleme zu lösen. Weiterhin gehört zu Hochbegabung die Fähigkeit, schnell zu lernen, vernetzt zu denken und dabei verschiedene Aspekte gleichzeitig einbeziehen zu können.

Schaut man sich die Probleme unseres Planeten sowie die Entwicklung unserer Gesellschaft an, dann wird klar: Diese Fähigkeiten von Hochbegabten benötigen wir in unserem Leben mehr denn je zuvor!

Die Intelligenz ist unterschiedlich verteilt. Diese Tatsache ist nicht von der Hand zu weisen. Kein Mensch kann etwas dafür, mit wie viel oder mit wie wenig davon er von der Natur ausgestattet worden ist. Auch alle anderen Fähigkeiten sind unterschiedlich verteilt. Dazu gehören musikalische, künstlerische, sportliche oder emotionale Fähigkeiten. Kein Mensch ist deshalb besser oder schlechter. Sowohl der Mensch selbst als auch unsere Gesellschaft profitieren davon, wenn Hochbegabte die vorhandenen Fähigkeiten optimal und umfassend einsetzen.

Worin liegen die Vorurteile beim Umgang mit Hochbegabung?

Das Wissen darum, dass ein anderer Mensch eine Hochbegabung besitzt, ruft häufig Neid hervor. Neid auf hohe Intelligenz ist Neid auf eine Fähigkeit, die das Leben meines Mitmenschen vermeintlich einfacher und erfolgreicher verlaufen lässt als mein eigenes. Dieser Neid auf Hochbegabung läuft meist unbewusst ab. Er führt zu den oben genannten Reaktionen. Hier kann schon sachliche Aufklärung und das Bewusstmachen dieses Gefühls zu einer erfreulichen Veränderung führen.

Auch ist Angst vor hoher Intelligenz bei vielen Menschen ein Grund, warum diese Vorurteile beim Umgang mit Hochbegabung haben. Sie möchten daher Hochbegabung gerne klein reden oder belächeln. Die Angst, vom anderen „vorgeführt“ oder „ausgetrickst“ zu werden, ist weit verbreitet. Besonders im Umgang mit Hochbegabung fühlen sich einige oft unterlegen. Schon wird der hochbegabte Mitmensch zum Konkurrenten, den man kritisch beäugen, klein halten oder auch bekämpfen muss.

Und eines noch am Rande: Arrogant und überheblich sind meist die Kleingeister, die es nötig haben. Seltener die Hochbegabten, denn diese stellen sich eher selbst in Frage und haben häufig noch Respekt vor dem Gegenüber…;-)

Wie kann man die Vorurteile beim Umgang mit Hochbegabung lösen?

  1. Vorurteile beim Umgang mit Hochbegabung kann man zunächst durch sachliche Aufklärung lösen. Diese Aufklärung über Hochbegabung kann dazu beitragen, die bestehenden Vorurteile im Umgang mit Hochbegabung abzubauen. Hochbegabte haben es im Leben definitiv nicht automatisch einfacher. Sie müssen das intellektuelle Potenzial ja zuerst einmal entdecken und dann sinnvoll einsetzen. Menschen mit Hochbegabung verdienen auch nicht automatisch mehr Geld, im Gegenteil. Denn häufig stehen das ausgeprägte Wertebewusstsein und der Selbstzweifel im Weg, ein angemessenes Gehalt für die eigenen Leistungen einzufordern.
  2. Fundierte Hochbegabungsdiagnostik schon im Kindesalter kann dazu beitragen, Vorurteile beim Umgang mit Hochbegabung abzubauen. Die Hochbegabungsdiagnostik führt dazu, die vorhandenen Stärken früh zu erkennen. So kann ein selbstbewusster Umgang mit der Hochbegabung gefördert werden. Interessant ist, dass die wenigsten Menschen um ihre Hochbegabung und um ihre geistigen Fähigkeiten wissen (oder wissen wollen). Dabei zählen rein statistisch 2-3% der Bevölkerung – in Deutschland also rund 2 Mio. Menschen – zu den Hochbegabten. Kinder, deren Hochbegabung und weitere Stärken man früh erkennt und fördert, gehen als Jugendliche und Erwachsene selbstbewusst und natürlich damit um. Sie haben durch eine frühe Hochbegabungsdiagnostik die Chance, starke Persönlichkeiten zu werden. So können sie sich und ihre Fähigkeiten zum Wohle der Umwelt und der Gesellschaft einsetzen. Erwachsene, die ihre Hochbegabung erst später erkennen, haben es schwerer. Jedoch haben sie immer noch die Chance, ihr Selbstvertrauen aufzubauen und den Glauben an sich selbst wieder zu finden. Dadurch können sie danach ein erfülltes, zufriedenes Leben führen.
  3. Vernetzung von Hochbegabten trägt dazu bei, sich untereinander zu stärken und Vorurteile beim Umgang mit Hochbegabung weiter abzubauen. Die Vernetzung hilft Hochbegabten, sich mit Respekt und Verständnis zu begegnen und gemeinsam Lösungen für konkrete Probleme zu finden. Es gibt inzwischen einige Initiativen und Netzwerke für Hochbegabung, deren Zugangsvoraussetzungen und folglich auch deren Qualität sehr unterschiedlich sind. Wenn Sie selbst hochbegabt sind, können Sie schnell erkennen, bei welcher Community für Hochbegabung Sie eine gewisse Qualität und einen wirklichen Austausch „auf Augenhöhe“ erwarten können. Das gegenseitige Verständnis für die typischen Situationen, die Hochbegabte erleben und das Zugehörigkeitsgefühl können sich als sehr heilsam und förderlich für die persönliche Weiterentwicklung auswirken. „Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein…“

Dr. Karin Joder, Begabungsdiagnostik, Coaching & Netzwerken für Hochbegabte und neurodivers Begabte.

Und wenn Sie wissen wollen, ob Sie hochbegabt sind, können Sie hier einen kostenfreien Selbsttest durchführen:

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